Podcast Leben pur

Podcast Leben pur

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00:00:00: Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts "Der Stiftung Leben pur".

00:00:11: In dieser Episode hören wir den Mitschnitt einer Podiumsdiskussion, die am 4. April

00:00:16: 2025 im Rahmen der Fachtagung "Leben pur" wohnen und Lebensräume von Menschen mit

00:00:22: komplexer Behinderung in Kooperation mit Leben mit Behinderung Hamburg stattfand.

00:00:26: Im Mittelpunkt steht die Frage, wie viel Wahlfreiheit beim Wohnen haben Menschen mit

00:00:31: komplexer Behinderung wirklich und was bedeutet Selbstbestimmung, wenn Wohnplätze fehlen und

00:00:36: vor allem, wo liegen die Herausforderungen dahingehend? Gemeinsam mit vier Expert*innen

00:00:41: sprechen wir über Herausforderungen, Lücken und Perspektiven, über die Rolle von Eltern,

00:00:46: über strukturelle Grenzen und über das Potenzial inklusiver Wohnformen jenseits der

00:00:51: Komplexanrichtungen. Auf dem Podium diskutieren für Sie Andrea Möhn, Sie ist Architektin aus

00:00:57: Rotterdam, Karen Stumpf, Juristin, Geschäftsführerin von "Leben mit Behinderung Hamburg" und

00:01:02: Selbstmutter eines Menschen mit komplexer Behinderung, Fabian Riemen, er ist Sonderpädagoge und

00:01:07: Kulturwissenschaftler, Tobias Fink, Bereichsleitung der Assistenz Alsterdorf West in Hamburg.

00:01:13: Moderiert wurde die Diskussion von mir, mein Name ist Lea Höfer, ich bin wissenschaftliche

00:01:18: Mitarbeiterin und Sonderpädagogin im Wissenschafts- und Kompetenzzentrum der Stiftung "Leben

00:01:23: pur", hören Sie rein in ein lebendiges Gespräch über Herausforderungen, Hoffnungen, Erfahrungen

00:01:29: und notwendige Veränderungen. Viel Spaß dabei und bühne frei für die Podiumsdiskussion.

00:01:34: Meine lieben Podiumsgäste, liebe Teilnehmende, wir alle und auch diese Tagung, wir bauen

00:01:42: auf Grundsätze und Frau Stumpf hat heute schon gesagt, alles was wir machen ist irgendwie

00:01:47: politisch. Wenn wir sagen, Wohnen ist ein Menschenrecht und wir sind uns dessen alle

00:01:55: einig, dann müssen wir uns auch fragen, wie kann dieses Recht tatsächlich Wirklichkeit

00:02:01: werden für unseren Personenkreis? Selbstbestimmt sein Recht auf Wohnen verwirklichen zu können

00:02:09: muss doch auch bedeuten, wirklich frei wählen zu können. Was bedeutet es für Menschen

00:02:16: in diesem Recht nicht frei zu sein? Was bedeutet es, keine echte Wahl zu haben, weil man vielleicht

00:02:24: das nehmen muss, was angeboten wird, weil man vielleicht den einen Wohnplatz nehmen muss,

00:02:31: der tatsächlich der einzige ist, der die Unterstützungsleistung bietet, die man benötigt. Das und

00:02:39: vieles mehr möchte ich heute mit Ihnen besprechen und wir starten mit einer ersten Frage. Die

00:02:47: erleben Sie Herausforderungen in der Umsetzung von individuellen Wohnwünschen und ganz

00:02:54: explizit, die schätzen Sie, die Wahlfreiheit von Menschen mit komplexer Behinderung hinsichtlich

00:03:01: Ihrer Wohnsituation ein. Ich empfinde es als sehr gering und ich erlebe immer, dass sie

00:03:11: dann doch sehr fremdbestimmt sind irgendwie. Jeder meint es gut und meint es genau definieren

00:03:18: zu können, was die Menschen brauchen und es wird eigentlich zu wenig wirklich aufmerksam

00:03:23: wahrgenommen, wer die Personen sind und was sie vielleicht wirklich brauchen und das erlebe

00:03:29: ich einfach immer wieder. Und das geht dann meistens auch, oder ist es nicht optimal,

00:03:36: sagen wir es mal so, empfindlicher oder je weniger das niedrigere das Niveau ist eigentlich

00:03:44: von einem Behinderten, umso schwieriger ist das und umso eher neigt man dazu, das auszufüllen

00:03:52: und eine Meinung zu haben und das zu gestalten. Frau Stumpf, Sie hatten vorhin einen ganz

00:03:58: konkreten Fall erzählt, bei dem es darum ging, dass ein Wahlrecht eindeutig festgestellt

00:04:04: wurde und weil es eindeutig war, konnte man dieses Wahlrecht dann einklagen, weil ich

00:04:08: das richtig verstanden habe. Müssen wir das nicht auch für Menschen ermöglichen, deren

00:04:13: Wahlrecht vielleicht nicht eindeutig feststellbar ist, also ist diese Wahlfreiheit nicht ein

00:04:19: Teil dieses Rechtes, das wir einräumen müssen. Das Wahlrecht besteht für jeden Menschen

00:04:28: und wenn wir meinen, bei dem nicht, dann haben wir Exklusionen ausgeübt. Wir hier aktiv.

00:04:37: Und die Schwierigkeiten, die es gibt, die eben so ganz toll, also das war jetzt ein ganz

00:04:43: toller, habt ihr das in München auch so erzählt? Sorry, ich habe da irgendwie geschlafen, aber

00:04:48: das hier sagt, wir haben begeforscht und am Ende ist rausgekommen, wie wir weitermachen

00:04:55: und den Innovationsfond knacken, das ist doch der Klu, wir müssen immer weiter den Pudding

00:05:01: rühren, wir können nicht aufhören, weil es ist halt nicht so, dass wir jetzt gleich

00:05:05: sagen können, was die Person will. Also die Frage ist ja die Herausforderung so und ich

00:05:11: glaube, es ist so, wenn wir sagen, welche Menschen haben einen hohen Hilfebedarf, dann müssen

00:05:18: wir sagen, das ist eine riesige, große Gruppe. Das sind gar nicht nur die Menschen, die laumen

00:05:23: oder nicht hören oder sehen und in eine schwere, geistige Blindung haben, sondern das sind

00:05:28: inzwischen Menschen, die wohnen ambulant in Hamburg und sagen, aber ich habe einen

00:05:32: hohen Hilfebedarf, weil das, was mir geleistet wird vom Dienstleister, ist immer nicht das,

00:05:35: was ich will, ich brauche viel mehr Unterstützung. Also wir müssen mehr reden und auch diese

00:05:41: Tagung krank daran, dass wir reden über Menschen und nicht mit ihnen, weil es so schwer ist,

00:05:49: es ist keine Kritik, das ist jetzt wirklich einfach so schwierig jetzt auch für uns zu

00:05:53: organisieren. Die Leute haben bei dem Tag keine Lust hier zu sitzen, teilweise zumindest und

00:05:59: insofern finde ich, also was mir mal passiert ist im Betreuungsverein, das war für mich

00:06:03: ein riesen Aha-Erlebnis, wir haben 600 Betreuung, die wir selber führen, knapp noch und begleiten

00:06:09: ja sehr viele Ehrenamtliche in ihrer ehrenamtlichen Betreuung in Hamburg und eine Kollegin fängt

00:06:17: an bei uns zu arbeiten, die sehr innovativ ist und sehr auch ein sehr starkes Auftreten

00:06:22: hat und sie sagte, ich sage, was hast du mit dabei geschrieben, wie war das ja und sie

00:06:27: sagte, bei mir sind 20 umgezogen und das fand ich ziemlich cool. Also wenn wir es überprüfen

00:06:33: müssen, wir feststellen, dass eigentlich fast jede Person, die so wie sie wohnt infrage

00:06:38: stellen würde, ob das richtig ist, so wie sie wohnt. So wie wir auch immer überlegen,

00:06:42: soll ich nicht umstellen im Wohnzimmer, soll ich das nicht anders machen, wollen wir nicht

00:06:46: den Eingang da machen. Also das sollte die mit nach Hause in den Botschaft sein, wir müssen

00:06:53: stärker überprüfen, mit den Leuten reden, sie und dieser Streit zwischen den Unterstützern

00:07:01: sei es Profis oder Angehörige, denen müssen wir viel strukturierter führen, viel mehr

00:07:08: führen, weil nur so kommen wir gemeinsam zu einem Ziel, aber klar muss sein, ich habe

00:07:13: es neulich in einer Veranstaltung gesagt, keiner hat die Macht außer der Person selber.

00:07:17: Ich schließe mich in manchen Thesen an direkt und als direkte Antwort, ich erliebe diese

00:07:26: Herausforderung als sehr groß. Du hast ja gefragt, braucht es nicht eigentlich eine Möglichkeit

00:07:33: zwischen zwei Alternativen, zumindest mal zwei Wählen zu können, damit es eine echte

00:07:38: Wahl ist, oder muss man dann oft auf das einzig bestehende Angebot zurückgreifen, das Angehörige

00:07:44: unter großen Kraftsaufwand generiert haben und so erlebe ich das eher in der Forschung,

00:07:51: in den Projekten, die wir begleiten oder die ich auch von Kollegen mitbekomme und darüber

00:07:56: hinaus sehe ich aber auch, dass wir, wenn wir über Menschen mit komplexer Behinderung

00:08:00: sprechen oder komplexer Beeinträchtigung oder hohem Hilfe bedarf, wird diesen Begriff

00:08:06: der Restgruppe immer wieder ganz passend eigentlich anbringen können, den Markus Tederich und

00:08:10: Frieder Diegmann nutzen. Restgruppe eben eine Gruppe von Menschen, die eigentlich in vielen

00:08:14: Inklusionsbestrebungen hinten unterfällt oder übrig bleibt. Und ich hatte vorhin, als ich

00:08:20: über das Projekt E-Wog berichtet habe, über den Gerichtsprozess gesprochen und wir haben

00:08:25: für diesen Gerichtsprozess dann uns Rat gesucht. So habe ich auch Kerin Stumpf kennengelernt

00:08:30: und dann hatten wir mit einer Juristin eines großen Landesverbandes zu tun, eines großen

00:08:36: Landesverbandes und ich habe mir sehr viel erhofft von diesem Gespräch und sie sagte

00:08:41: dann, naja, warum müssen die denn in dem Ort wohnen? Die hat doch vorher am Waldrand gewohnt,

00:08:49: sehr einsam und dann habe ich gesagt, sie möchte dort wohnen. Aber die Mutter konnte das nie

00:08:55: nachweisen. Ich sagte, ja, ja, jetzt können wir es nachweisen auf Forschungsdaten. Und

00:09:00: dann hat sie gesagt, sie versteht es nicht. Für diesen Menschen, den man dort in dem

00:09:05: Ort wohnen lässt, die lautiert nachts und die Nachbarin regieren sich zurecht drüber

00:09:08: auf, da kann man vier, fünf Menschen mit Risumie 21 darunter bringen. Und das ist letztlich

00:09:15: praktiziertes Restgruppen-Denken. Auf einer deeskriptiven Ebene, das kann Gründe dafür

00:09:20: geben, aber das erschwert und das ist die Antwort auf die Frage sicherlich die Wunsch- und Wahlfreiheit

00:09:24: von den Menschen, um die es hier heute geht. Also ich kann mich da Ihnen vor Stummfragen

00:09:34: nochmal anstehen und wirklich dieses Wertegefühl von, jeder Mensch hat das Wahlrecht unabhängig

00:09:39: von seiner Behinderung, weil jeder Mensch ist der Experte seines Lebens und er bestimmt

00:09:44: wie die Dienstleistung, die er braucht, auch zu sehen hat. Und wenn wir natürlich gucken

00:09:48: auch auf den ambulanten Bereich, das würde ich morgen in meinem Vortrag auch nochmal

00:09:51: erwähnen, sind weit aus Mehrwahlmöglichkeiten, als wenn wir uns immer nur auf die besondere

00:09:57: Wohnformen, auf der stationäre Wohnbeziehung, wo einfach viele Menschen sagen, mir bleibt

00:10:02: einfach nichts anderes übrig. Wenn ich mal von zu Hause ausziehe, war ein Beispiel eines

00:10:05: Klienten, der zu uns in den Assistenzdienst am Barkenhafen gezogen ist, der sagte, also

00:10:10: wenn ich das angebot vorher nicht kennengelernt hätte, für mich war klar, ich ziehe eine

00:10:14: Wohngruppe, weil kein anderer kann meinen Hilfebedarf decken, den ich in der Wohngruppe

00:10:18: habe. Und so hat er jetzt mit seinem Netzwerk, auch wir als Träger, wir sind nur ein Teil

00:10:23: des Unterstützernetzwerkes, dass diesen Menschen das Leben in der eigenen Wohnung ermöglicht

00:10:27: und dazu gehören die Angehörigen, dazu gehören die Pflegedienste oder auch noch Leistungen,

00:10:32: die sich Menschen einkaufen können, die sie auch dann zwar auch einklagen müssen, aber

00:10:36: die stehen ihnen zu, die Leistung. Und ich hatte jetzt gerade auch letzte Woche noch

00:10:40: ein passendes Beispiel mit einem jungen Mann, den wir im Rahmen einer Einzelfallhilfe begleiten

00:10:46: in der besonderen Wohnform, wo aber die besondere Wohnform ist, einfach nicht abdecken konnte,

00:10:51: was der Mensch braucht. Und wie jetzt in einer Verhandlung waren mit dem Kostenträger, den

00:10:55: natürlich nochmal ambulante zusätzliche Leistung befürwortet hat. Aber es musste

00:11:00: einfach gut begründet sein, es musste mit den Angehörigen begründet sein. Und so können

00:11:04: wir das Netzwerk aufbauen, weil natürlich auch der Kostenträger, na ja, wenn sie das

00:11:07: nicht abdecken können, dann muss er ja eine große stationäre Einrichtung ziehen. So,

00:11:11: nein, er will ganz expliziten diesem Einzelapartment wohnen. Und dann müssen wir Arrangements

00:11:17: schaffen, die das ermöglichen. Und das ist auch unsere Verpflichtung als Träger, dass

00:11:22: wir auch sagen, was können wir, was wir nicht leisten können vor Ort. Das müssen wir aber

00:11:26: auch mit dem Klienten planen und auch zu schauen. Und dieses Denken, Menschen lernen mal eine

00:11:32: Wohngruppe kennen, gucken sich das vielleicht mal einen Tag an und sagen so, Mensch, das

00:11:37: passt aber hier, das ist ein toller Garten, das ist super. Hier ziehe ich mal ein und

00:11:41: man lernt dann den Klienten erst kennen und kommt nach drei Monaten zusammen und sagt,

00:11:46: also, das matcht hier dann doch nicht. So, und wir müssen halt einfach viel mehr denken.

00:11:51: Und wenn wir auch in der Alterdauer Sense West schauen, welche Vorarbeit wir mit den Klienten

00:11:55: gemeinsam mit den Teilhabe-Lotsen wirklich erstmal den Willen und wirklich auch zu schauen,

00:12:00: was möchte der Klient? Wo möchte der Klient leben? Ist es jetzt der Stadtteil oder ist

00:12:05: es der Stadtrand? So, und dann zu schauen, was können wir an Wohn- und Assistenzangeboten

00:12:11: bieten und nicht nur, dass wir Wohnen und Assistenz immer gleichsetzen. So, ein Klient

00:12:16: kann auch in ein Wohnangebot ziehen, kann aber auch zum Beispiel Leistung über einen ambulanten

00:12:21: Dienst bekommen, weil er dort einfach die Expertise eines Mitarbeiters hat. Und dieses kreative

00:12:26: Denken müssen wir auch, glaube ich, trägerweit noch einfach übergreifender machen, weil

00:12:30: jeder Träger hat seine Expertisen und hat auch seine Deutlichkeit. Und wir können auch

00:12:35: in einer guten Vernetzung arbeiten, wenn wir von Urbarnität und Personenzenträter sprechen

00:12:39: wollen. Ja, darf ich dazu was sagen? Ich habe ja vorhin schon zu dir gesagt, dass

00:12:50: ich das Projekt, dass ich total neugierig bin, auch von dem Projekt, von dem ich schon gehört

00:12:54: habe, nochmal persönlich zu hören. Ich finde das ganz toll und vieles, was da drinsteckt,

00:12:58: was du jetzt auch genannt hattest, sind, glaube ich, Faktoren, die sowas generieren, Teilhabe-Lotsen,

00:13:02: eine bestimmte Haltung eines Trägers oder eines einer organisatorischen Initiative. Mein Eindruck

00:13:11: ist, dass eben so ein Habitus, so ein Mindset nicht flächendeckend oder eher nur punktuell

00:13:17: verbreitet ist. Und dass wir genau da eben auch eine Antwort haben, die mich eher sagen

00:13:22: lässt. Ich sehe da sehr viel Herausforderung, abgesehen von Best Practice Beispielen.

00:13:26: Genau, also die Herausforderung. Da bin ich ganz dabei. Ich sehe halt im Moment eine ganz

00:13:34: große Gefahr, dass ich privilegierte Eltern, Martin Eckert hat mal zu mir gesagt, du bist

00:13:40: eine privilegierte Frau und es hat mich wahnsinnig gekränkt als Mutter, weil ich mich ganz toll

00:13:44: angestrengt habe mit allem. Und wir privilegierten Eltern setzen durch, was wir für unsere Kinder

00:13:51: richtig finden. Und das ist im Moment, dadurch dass das Gesetz so ist, können wir geile

00:13:58: WGs oder geiles innovatives Einzelwohnen für 10.000 Euro im Monat durchkämpfen. Mit

00:14:05: dem Druck, den Sie vorhin gesagt haben, sonst gehe ich klagen. Die vielen Menschen, die

00:14:12: das nicht können, die nicht privilegiert sind, die beim Bäcker arbeiten und ein Kind mit

00:14:18: einer komplizierteren Behinderung haben, die gehen zum Dienstleister und sagen, bitte

00:14:23: hier, mach mal. Und ich bin überzeugt davon, dass wir ein Rollback erleben werden. Die

00:14:30: privilegierten Eltern werden unglaublich kämpfen müssen, das für den Erhalt dieses Klein,

00:14:34: dieses Oasen, dieses Orchideensettings, dass sie da, dass sie bilden, egal wo. Und es

00:14:41: bringt nichts, anstatt dass sie sich mit den Dienstleistern verbünden, so wie Wohnsinn

00:14:46: mir auch bei der Veranstaltung in München erzählt hat, wir wollen jetzt auch keine

00:14:50: Orchideen mehr züchten, wir wollen jetzt mit den großen Einrichtungen reden, damit die

00:14:54: Anfang stärker in unserem Sinne ihre Projekte zu machen. Hamburg ist da schon. Aber ich sehe

00:15:02: eben auch in Hamburg und auch mit Ihnen als Dienstleister oder mit dem Sozialinrichtungen,

00:15:06: wenn wir mit den Menschen mit komplexen Behinderungen anfangen, das ist jetzt für mich als Mutter

00:15:10: eines Menschen mit komplexen Behinderungen ein schwieriger Satz. Aber wenn wir mit denen

00:15:14: anfangen, dann bilden wir auch immer Orchideen, die drohen einzugehen. Wir müssen anfangen

00:15:21: und Bayern muss anfangen mit den Menschen, wo die aussagefähig sind und die dann nicht ohne uns

00:15:27: über uns sagen, aber na klar, muss Theo und muss Fritz und muss Lisa mit. Und das hat sich eben

00:15:34: jetzt auch in den letzten Jahren stärker auseinanderdividiert und die Dienstleister, diese großen

00:15:38: Einrichtungen in anderen Bundesländern fangen eben an zu sagen, wir können jetzt unsere Kunden

00:15:43: aussuchen und so. Das ist in Hamburg natürlich auch immer eine Gefahr. Aber ich finde schon, wir

00:15:49: müssen davon ausgehen, dass Menschen mit komplexen Behinderungen im Grunde nicht uns Eltern als

00:15:56: Advokatoren brauchen. Davon bin ich wirklich überzeugt. Die Mutter behauptet, sondern andere

00:16:03: Akteure und eben nicht nur die Profis, sondern auch andere Menschen mit Behinderungen. Und deswegen

00:16:08: ist es so wahnsinnig wichtig, dass die Leute in Peer Groups unterwegs sind. Und ich finde auch,

00:16:17: dass wir als Träger, wenn wir, wie Sie schon sagten, wenn wir als Träger, also jetzt nicht

00:16:22: einzelne Wohnangebote, sondern als Träger Klienten eine Absage erteilen, dann ist es teilweise auch

00:16:28: eine Bankrotterklärung, weil wir einfach nicht weiter denken. Und wir müssen einfach das, was

00:16:33: wir an der Hau an Expertise haben. Und es braucht die Ideen, es braucht die Ideen, was können wir

00:16:38: anbieten, dass wir dieses Match herstellen können zwischen dem Klienten, den Angehörigen, seinem

00:16:44: Netzwerk und uns als sozialen Träger. Aber trotzdem können wir von vornherein nicht sagen, die

00:16:49: Assistenz, die können wir nicht anbieten. Nein, wir können sie nicht alleine anbieten. Wir können

00:16:53: sie nur im Zusammenspiel mit dem zuständigen Unterstützernetzwerk oder auch den zuständigen

00:16:58: weiteren Kostenträgern, den die Klienten zur Verfügung stellen. Und gerade die Menschen, die

00:17:03: sie gerade so beschrieben haben, als nicht privilegiert, dafür toll wie einfach das Wissen.

00:17:07: Aber wo sollen sich denn Eltern auch dann beraten können, wenn sie noch nicht mal wissen, wo ist

00:17:12: die Beratungsstelle dafür? Was habe ich überhaupt an Möglichkeiten? Was kann mein Kind überhaupt an

00:17:17: finanziellen Möglichkeiten zusätzlich zu der Grundsicherung oder dem Bürgergeld oder auch

00:17:22: ihre Eingliederungshilfe beantragen? Und da müssen wir auch stärker als Träger hin, dass wir auch viel

00:17:27: mehr in die Beratung gehen, sodass wir auch wirklich die Eltern aufklären. Diese Möglichkeiten

00:17:32: haben sie und somit ist das Wahlrecht dann wieder viel, viel größer. Und dafür müssen wir kämpfen,

00:17:36: dass dieses Wahlrecht auch bestehen bleibt. Und ich würde diese Dimensionen von Leistungserbringern,

00:17:42: noch die hinzufügen von Kostenträgern, also Bezirkebene, die dann, ich bin mir gar nicht sicher, ob das

00:17:49: Länderübergreifend in Bezirke unterteilt ist. Ich meine schon, also die Kommunen, die Bezirke,

00:17:54: die das, die Gebietskörperschaft, also die Stellen, die das Geld letztlich dann bezahlen müssen und

00:17:59: den schwarzen Peter zwischen Eingliederungshilfe und Pflegekasse jahrelang hin und her schieben,

00:18:03: potentiell. Und ich glaube, da haben wir eine ganz ähnliche Situation. Da haben wir Personen,

00:18:09: die hinter einer Funktionsbezeichnung stehen, die Grenzen haben. Und wir haben als Nachfolgeprojekt

00:18:16: von Evoq versuchen wir gerade ein Projekt zu pitchen. Das nennt sich Absolutun, das haben wir

00:18:21: zwei Jahre schon vorbereitet, wo wir gemerkt haben, Aussagen über die Teilhabe, Lebens- und

00:18:27: Verletzungsqualität, da fehlt uns ein wichtiger Faktor, nämlich der Kostenträger. Wir müssen

00:18:31: irgendwie in die Bezirke reinkommen. Und die waren sehr offen für unser Projekt und wir haben das

00:18:35: gepitched, gepitched, gepitched. Und beim dritten, wenn man ziemlich weit oben, wurden wir komplett

00:18:41: abgewiegelt und rausgekickt. Dann haben wir ein Nachgespräch gemacht, wir waren total überrascht.

00:18:46: Und dann sagten die uns, die haben kein Geld. Kein Bezirk hat Geld, das auszugeben, was im

00:18:51: HG steht. Die zumindest sagen die das. Und ich kann mir vorstellen, dass das so ist, dass wir

00:18:59: eine Gesetzgebung haben, eine Umsetzung auf Landes- und auf nationaler Ebene, die uns allen

00:19:06: bestimmte Rechten zubericht, wenn wir in eine Behinderungssituation kommen. Aber wenn wir das

00:19:12: alle in Anspruch nehmen würden, würde das System womöglich zusammenbrechen. Und jetzt komme ich

00:19:16: zu einer Frage, die ich daraus generiere, und zwar ist das im Sinne eines demokratischen Prozesses

00:19:20: anzuerkennen, eines juristischen Bildungsprozesses, dass man sagt, okay, wir müssen danach schärfen oder

00:19:26: wir müssen das finden oder lügen wir uns eigentlich in die Tasche, klopfen uns auf die Schulter und

00:19:30: sagen, guck mal, wir haben wirklich eine tolle Verbesserungswürdige, aber insgesamt tolle

00:19:34: Inklusionsrechtslage. Aber die Leute, die das bewilligen müssen, müssen Stein in den Weg

00:19:41: legen, was uns hinsepleitet. Ich habe ja eigentlich Lust zu hören, wie das in Holland ist, aber ich

00:19:48: muss da ja was zu sagen. Also das ist einfach so, ja, natürlich braucht es ganz viel Geld und

00:19:55: Arbeit wird teurer werden. Arbeit ist jetzt teurer geworden zuletzt und es wird weiter teuer werden.

00:20:00: Die Arbeit, die hier im Raum, also die ihr macht, ist ganz, ganz hochwertig. Und das ist auch jeden

00:20:06: Euro wert und jede Tariferhöhung. Der Anspruch, den ich aber habe nach dem BTHG, ist nicht der

00:20:13: Anspruch auf diese hochwertige professionelle Leistung als eine 24 oder 10 Stunden oder

00:20:19: 4 Stunden Leistung an mir dran. Das ist nicht der Anspruch. Der Anspruch ist der der Bedarfsdeckung.

00:20:26: Und die Bedarfsdeckung zu organisieren, das ist Teil dieser Hochwertigkeit. Wenn immer über

00:20:33: Sozialraum gesprochen wird, ja, das ist ja ein Sparren und so. Es geht nicht um Sparren, es wird

00:20:38: in 10 Jahren diese hochwertigen Hände gar nicht mehr geben, um all diese Leistung der Hilfe zu

00:20:43: pflegen, der Pflege und der Assistenz zu leisten. Es ist doch völlig unrealistisch. Und wir wollen

00:20:48: nicht, dass die Menschen diesen Rest der Rampe, die werden dann halt gar nicht mehr betreut. Sondern

00:20:53: wir brauchen Sozialräume, Quartiere, da ist der Podiumsdiskussion, da ist die Diskussion geht

00:20:58: weiter gleich. Wir brauchen Quartiere, in denen jeder Mensch, der sich dort, der auf einen anderen

00:21:05: trifft, sagt, ach so, da muss eine Ente hingehalten werden. Wie macht man denn das? Kann man jetzt

00:21:10: mir jemand zeigen? Keine Ahnung. Ich fürchte, es ist nicht so, wie Bayern sich das und wie sich

00:21:17: das so manche Eltern vorstellen. Ich brauche hier und dann ist quasi als Add-on noch die nicht

00:21:22: ausgebildete Person dabei. Ja, also das nur noch mal zur Klarstellung, was der Gesetzgeber will

00:21:28: und wo Hamburg mit seinem Trägerbudget eben auf lustige Weise die Verantwortung, den Schwarzen

00:21:35: Peter zu euch gespielt hat. Hamburg hat gesagt, wir machen Trägerbudget und das bedeutet, du

00:21:42: musst die Bedarfe decken. Für all die Personen, die ich dir zugerechnet habe in Zahlen und da

00:21:48: musst du jetzt versuchen, die vielen Leute zu bedienen. Okay, und das dafür brauchst du Menschen.

00:21:53: In Bayern machen sie jetzt Gründungen von vielen besonderen Wohnformen, dicke, fette Häuser und

00:21:59: sagen, dann können wir nämlich die Leute, für die wir jetzt noch 36.000 Euro Einzelbetreuung im

00:22:04: Monat bezahlen müssen, die können wir dann belegrecht da reinsetzen. Und das mit der Argumentation

00:22:09: zu sagen, das ist auch zumutbar, weil er kann es ja nicht anders sagen. Und ich finde es auch noch

00:22:13: mal spannend, genau das, was Sie gerade sagten, es braucht auch die nicht professionellen Kräfte,

00:22:18: es braucht auch die Nachbarn, wo einfach auch unsere Tieren haben nicht Bock, immer alles mit

00:22:22: ihren Assistenzen zu sprechen, sondern wir müssen auch diese Offenheit, die Urbanität auch haben

00:22:28: in der Nachbarschaft, weil diese Urbanität ist nochmal ein Stück mehr Freiraum und ich kann

00:22:32: mich hier bewegen und weiß aber auch, wenn ich dann zum Beispiel gerade Orientierung Schwierigkeiten

00:22:37: habe oder ich bin gerade vielleicht gestürzt, aber da habe ich die Sicherheit, dass ich Unterstützung

00:22:41: bekomme und dass ich eventuell auch dann zurück in meine Wohnung begleitet werde, weil die mich

00:22:46: einfach kennen im Stadtteil, das ist keine Anonymität. Und solange brauchen wir mehr dieses

00:22:50: urbane Denken in den Quartieren, also wirklich Nachbarschaft leben mit allen Facetten. Und was

00:22:55: ich aber auch nochmal sage, das ist auch nochmal die Pflegekassen, gerade auch die Pflegedienste,

00:22:59: die vergessen glaube ich so ein bisschen, dass auch Menschen mit komplexer Beeinträchtigung

00:23:03: ihre neue Kunden von morgen sind. So immer mehr Menschen mit Behinderung möchten auch in ihrer

00:23:08: eigenen Wohnung leben und häufig harpert es daran, weil einfach Pflegedienste nicht eingestellt sind

00:23:13: auf die Bedürfnisse und die Bedarfe von Menschen mit komplexer Behinderung. Das wäre ein

00:23:19: Entwicklungsprojekt und das können wir glaube ich nur gemeinsam Eingliederungshilfe gemeinsam

00:23:23: mit der Pflegekasse durchsetzen, aber es braucht das. Weil wir uns als Mitarbeiter in der Eingliederungshilfe

00:23:30: auch unseren Kompetenzen klar sein müssen. Also was heißt denn, wenn ich ambulante Assistenz,

00:23:34: so, das ist mein Auftrag Eingliederungshilfe zu leisten, Teilhabe zu leisten. Und wenn ich

00:23:40: natürlich dann Pflege übernehme, weil der Pflegedienst eventuell es sich leisten kann oder fällt

00:23:44: morgens aus, dann fehlt aber die Zeit für meine eigentliche Arbeit. Und diesem Auftrag müssen

00:23:50: ich glaube ich auch mit unseren Kollegen und den Mitarbeitern immer wieder sensibilisieren. Was

00:23:54: ist euer eigentlicher Auftrag in der Eingliederungshilfe? Und das ist Teilhabe, das ist Urbanität

00:23:59: schaffen und das ist Quartier, falsch spezifisch, falsch unspezifisch, aber das Quartier ist unser

00:24:05: großer Arbeitsplatz. Wie können wir denn so ein nebeneinander existieren, vielleicht auch in

00:24:10: einer Übergangsphase jetzt erst mal gestalten? Wie können unterschiedliche Wohnformen vielleicht

00:24:14: auch voneinander profitieren, dass auch mal ein Schnuppern möglich wird? Wie können wir uns öffnen,

00:24:20: und voneinander lernen, weil wir in Bayern zum Beispiel auch mit unseren Komplexeinrichtungen

00:24:26: vielleicht ja besondere Wohnformen angehen oder eben individuelles Wohnen angehen möchten,

00:24:32: aber eben auch die Möglichkeit weiterhin bestehen wird und das wird bei uns so sein,

00:24:36: eine Komplexeinrichtung zu besuchen. Wie können wir da ein gemeinsames Erarbeiten ermöglichen?

00:24:44: Was denken Sie? Darf ich? Das ist vielleicht ganz fremd, dass ich das jetzt mache, aber es gibt in

00:24:49: den Niederlanden mal, das war aber im alten Bereich, was ganz Tolles gehört und zwar hat

00:24:53: dann eine Einrichtung, hat Zimmer zur Probe. Also es ging darum, dass es unheimlich schwierig ist,

00:24:59: ältere Menschen aus ihrem gewohnten Umfeld diesen Schritt dann doch in ein Altersheim oder

00:25:05: so whatever, so dass sie dann umziehen, obwohl sie eigentlich schon nicht mehr können, die können

00:25:10: nicht mehr selbstständig leben. Und dann haben die dann Probezimmer und haben gesagt, das ist nur

00:25:14: zur Probe. Sie kommt einfach mal eine Woche oder vier Wochen und in dieser Zeit haben die dann

00:25:19: einfach auch erkannt, das ist ja eigentlich ganz toll und konnte sich das vorstellen. Also das ist

00:25:24: schon interessant so, so Proberäume zu haben. Das dann wird es einfach vertraut oder der Übergang

00:25:31: ist einfacher. Ich würde gerne mal darauf zurückkommen, dass wir glaube ich nicht die besondere

00:25:36: Wohnform jetzt als negativ, sondern es ist natürlich auch eine Wohnen, eine Assistenzform,

00:25:42: die Menschen auch trotzdem weiterhin benötigen. Menschen, die aufgrund einer komplexen Behinderung

00:25:46: zum Beispiel einen Unterbringungsbeschluss haben. So, die brauchen auch Wohnraumgestaltung,

00:25:51: die brauchen auch Gestaltung auch in den Leistungen der besonderen Wohnform. Und ich glaube,

00:25:55: dass der Begriff ambulant, was heißt es wirklich ambulant zu leben, glaube ich, sehr breit gefächert

00:26:01: noch immer ist. Und wir hier in Hamburg haben da ja auch eine Zwischenleistungsform, die nennt sich

00:26:06: Wohn mit Assistenz. Das ist eine ambulante Leistung, wo aber der Hilfebedarf höher berechnet wird

00:26:12: beim Kostenträger. Und dadurch können wir halt eine bedarfsgedeckte Assistenz, die auch 24

00:26:18: Stunden vor Ort ist, aber bedarfsgedeckt die Assistenzleistung abdeckt, weil mit dem Klienten

00:26:23: gemeinsam oder den Angehörigen auch geplant wird. Es wird ganz klar zusammengeplant, wann erhalt ich

00:26:29: welche Assistenzleistung und ich habe auch eine Nachtbereitschaft, die vor Ort liegt. Aber trotzdem

00:26:33: ist es ein ambulantes Angebot, nur wir haben es personzentriert aufgestellt und versuchen dadurch

00:26:38: natürlich auch diesen Menschen das Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen. Und das ist auch

00:26:43: im ambulanten möglich. Aber natürlich ist die besondere Wohnform auch immer noch mit dem Dasein

00:26:48: natürlich sehr berechtigt und wir brauchen auch für gewisse Menschen auch noch dieses Umfeld. Aber

00:26:53: was wir glaube ich gemeinsam haben in der besonderen Wohnform und auch im ambulanten Denken ist

00:26:57: unsere Personzentriertheit, ist unsere gemeinsame Haltung, dass der Mensch Experte seines eigenen

00:27:02: Lebens ist und auch er in der besonderen Wohnform seine Assistenzleistung mitbestimmen kann.

00:27:07: Bei der Lebenshilfe Müllheim machen die das übrigens so. Also da habe ich das erlebt, da

00:27:13: habe ich so Beispiel gesehen. Er wird dann echt mit den in so einer zweier Wegi oder so wird er noch

00:27:18: dreier. Wird das dann echt besprochen und was brauchst du jetzt? Ganz toll, sehr würdig.

00:27:23: Ich glaube als Visionen oder als wichtige Schlüssel für die Zukunft brauchen wir das,

00:27:30: was Tobias Freund schon gesagt hat, mit dem Konzept der Urbanität, mit der Einbindung der

00:27:34: Bevölkerung des Viertels, aber nicht der Einbindung, sondern wirklich eine gemeinsame

00:27:39: Verantwortlichkeit füreinander, die übrigens nicht nur eine Richtung geht. Man ist in anderen

00:27:46: Hilfeverhältnissen. Auch mir wird geholfen, wenn ich jemandem helfe. Das ist jetzt ein philosophischer

00:27:50: Terminus, aber ich glaube man kann sich etwas darunter vorstellen. Das brauchen wir. Klaus Dörner

00:27:54: hat das in den 90er Jahren schon vorausgesagt, als Sozialwissenschaftler hat gesagt, dieses

00:27:58: der drei Generationenvertrag ist aufgelöst. Es gibt nicht mehr drei Generationenhäuser,

00:28:02: wir haben das outgesourced. Das können wir uns leisten, solange die Wirtschaft brummt. Und

00:28:06: wenn das nicht mehr passiert, wird das System zusammenbrechen. Und genau das passiert gerade.

00:28:10: Seine Antwort war der Bürger-Profi-Mix. Es gibt Profis und es gibt Bürgerinnen. Und dann ist

00:28:18: eben vorhin diese Lisa Fischer, die nicht schwimmen gehen kann, die kann dann eben schwimmen gehen,

00:28:21: weil es Menschen gibt, die der Profi anruft und sagt, Lisa möchte schwimmen gehen. Und dann kommt

00:28:27: eben die Nachbarin oder der Nachbar. Und das andere, und da möchte ich auch auf dich bezugnehmen,

00:28:32: du hast mal in einem Interview mit der Hafen-City Zeitung den schönen Satz gesagt, den fand

00:28:37: ich sehr bekannt. Hier wohnen nicht Menschen mit Behinderung, hier wohnen meine Nachbarn. Und

00:28:42: das ist ein Mindset. Und dieses Mindset kann man, das ist, der Applaus geht an dich. Das ist ein

00:28:49: Mindset, das kann ich niemandem aufoktuieren. Da kann ich mich vielleicht darauf vorbereiten,

00:28:54: wir in unserer reilpädagogischen Ausbildung bekommen ja sowas. Versucht man vielleicht zu

00:28:57: erlernen. Aber das kann ich in der Praxis leben, indem ich zum Beispiel eben Freundschaften knüpfe

00:29:02: oder indem das stückweit auch Normalität wird. Und solche Settings, solche Lernsettings müssen

00:29:08: wir schaffen. Das wäre meine Antwort darauf. Das absolut. Und ich glaube aber, dass Leistungserbringer

00:29:16: auch konkret ihre Angebote verändern müssen. Also das gilt jetzt schon seit vielen Jahren. Das gilt

00:29:22: für euch, aber es gilt besonders auch für unsere Kollegen von Alzerdorf, die, wo wir immer gesagt

00:29:27: haben, die können alles, ambulant, stationär, was wir halt brauchen als Kunden. Und da steckt

00:29:33: auch ein gewisses Risikomanagement des Kunden drin. Der muss eben sich bewusst sein, bin ich in

00:29:39: der Lage zu warten auf die Nacht. Also ich habe dann halt keinen der Nacht, ich habe gespuckt und

00:29:45: dann warte ich eben bis die Assistenz kommt. Oder bin ich jemand, der sagt, es muss so sorgfältig

00:29:51: sein, wie nur was. Dann bin ich heutzutage schon nicht mehr in einer besonderen Wohnform. Dann bin

00:29:55: ich eigentlich eher in der Komplexeinrichtung. Das ist aber auch so. Wir hatten eine Klientin,

00:30:00: die hatte eine sehr seltene Diagnose und musste auf eine bestimmte Weise unterstützt werden

00:30:05: so mit einem Halskorsett und wollte aber Shopping gehen. Das haben sich die Assistenten im Wohnen,

00:30:12: in einer besonderen Wohnform oder auch ambulant nicht getraut. In der Komplexeinrichtung hat sie

00:30:18: jetzt Personen, die sind, entsprechend medizinisch pflegirisch ausgebildet und die machen das dann.

00:30:24: Aber das ist dann so, wie du vorhin gesagt hast, zweimal im Jahr. Und das ist auch in Ordnung,

00:30:28: weil das eben ein sehr hoher Bedarf ist. Also wir brauchen bei den Betroffenen mehr Risikomanagement,

00:30:33: angeleitet durch die Beratung, durch die verschiedenen Fachleute und auch bei den

00:30:39: Angehörigen einen sorgsaueren Umgang mit dem, was ich mir für meine Angehörigen wünsche. Denn

00:30:47: wir können eine Betttuch ziehen, am Ende wird es zerreißen, wenn wir jetzt tatsächlich so,

00:30:53: wir brauchen immer mehr und wir trommeln so lange und sind ganz furchtbar enttäuscht. Ich glaube,

00:30:58: es ist genug da, wenn sich alle auch darum kümmern, diese Quartiere mitzugestalten und nicht nur

00:31:04: fürs eigene Frenzchen zu handeln. Genau, und da sind wir jetzt auch doch bei dem weiteren Punkt,

00:31:09: dass es nicht nur die menschliche Assistenzleistung braucht, sondern es braucht auch die Assistenzleistung

00:31:14: von Unterstützerkommunikation und auch von technisch-geschützer Assistenz. Und die

00:31:18: technisch-geschütze Assistenz kann sich jeder Mensch über die 4.000-Euro-Wohnpflegeumwandlung

00:31:25: praktisch, die bei der Krankenkasse zu beantragen ist, auch darüber finanzieren. Und dann stellt sich

00:31:29: vielleicht gar nicht mehr die Frage, muss ich denn warten, wenn ich nachts gespuckt habe oder habe

00:31:34: ich so ein gutes System über Klingel, über BAMPA, dass ich einfach ganz normal Bescheid sagen kann,

00:31:40: ich brauche jetzt Assistenz. So, und das müssen wir halt auch schaffen. Und da sind aber halt auch

00:31:45: dann nicht nur wir wieder am Zuge, sondern auch die Bauträger und auch die Vermieter. Ich weiß,

00:31:50: dass wir damals, als wir im Backenhafen angefangen sind, kooperieren wir mit zwei Vermietern zusammen.

00:31:56: Mit dem einen Vermieter haben wir bereits schon ein Projekt am Alzerberg, das ist ein Alzerdorfer

00:32:00: wirklich, der keinte uns, der ist mit uns gleich in Kooperation gegangen. Wir wurden aber auch von

00:32:05: einem Vermieter angefragt, dem gar nicht bewusst war, was heißt es für Menschen mit Behinderung

00:32:10: überhaupt zu bauen. Was brauchen die auch dafür? So, und dann hat er sich das Projekt angeguckt und

00:32:15: ich weiß auch, dass dann die Kolleginnen, die dieses Projekt begleitet hat, dann sagte, dass der

00:32:19: Vermieter meinte, also das, was die können, das können wir schon besser. So, und die haben von

00:32:23: vornherein, haben sie an barrieren freien Fahrstuhl mit eingebaut, der sprachlich ist, der mit Breilschrift

00:32:29: ist. Die haben von vornherein, haben sie automatisch geöffnete Tür mit eingebaut, weil das für die

00:32:35: selbstverständlich war, das mit einzubauen. Aber die haben auch von unserem Know-how profitiert und

00:32:40: so eine Offenheit brauchen wir auch bei anderen Bauträgern wieder. Fabian, um das nochmal, du hast

00:32:45: es auf deiner Folie gehabt. Also ich will überhaupt nicht gegen die Beziehungsassistent sprechen.

00:32:50: Also es ist ganz, das ist ein Personenkreis, der braucht Beziehungsarbeit drauf und runter und

00:32:54: runter und drauf und das hat sich nie geändert. Aber ich gucke hier in die Gesichter auch von so

00:32:58: Ingenieuren, die sind jetzt unter diesen Gesichtspunkten viel, viel wichtiger. Es gibt diese Devices und

00:33:05: die soziale Arbeit ist teilweise überfordert, sie reinzuholen in diese Assistenzwelten und das

00:33:10: muss, glaube ich, jetzt wirklich gepusht werden, weil wir sonst da auch abgehängt sind mit Menschen,

00:33:16: die sehr von KI und und devices profitieren können. Weil die Zeit jetzt schon sehr was fortgeschritten ist,

00:33:22: Entschuldigung Herr Fink, würde ich gerne zur der letzten Runde übergehen und zwar nur eine ganz

00:33:27: kurze Frage. Was nehmen Sie heute mit und was geben Sie heute mit? Ein kurzes Statement dazu,

00:33:35: was nehmen Sie heute für sich persönlich mit und was möchten Sie mitgeben? Dass die Würde des

00:33:40: Menschen unantastbar ist und dass wir das für alle Menschen respektieren müssen und wirklich

00:33:45: ganz hoch halten müssen und immer dafür kämpfen müssen. Und das ist sowohl was ich mitnehme als

00:33:52: auch was ich geben möchte, mit dem was ich tue. Danke Frau Wün. Also ich nehme mit, dass ich wirklich

00:34:00: für Hamburg Wohnungs, also barrierefreie Wohnung, dass das muss der Kampf auch von

00:34:05: Leben mit Behinderung haben durch Elternverein oder unserer Organisation sein. Wir müssen da

00:34:08: noch mehr tun. Das nehme ich mit und ich gebe, dass ich nicht aufhören werde. Danke.

00:34:16: Also dem schließe ich mich an dem Letzten. Wir haben in Bayern eine neue Ausführungsverordnung zum

00:34:25: Pflegewundqualitätsgesetz bekommen mit manchen Spielräumen, die Vorteile versprechen und manche

00:34:30: Nachteilen. Man darf jetzt ohne unbefristet zwei Zimmer weiter haben. Das ist ein enormer

00:34:38: Rückschritt, ein enormer Rollback, der einfach so durchgewischt wurde und wir haben versucht darauf

00:34:42: Einfluss zu nehmen. Deswegen auch ich werde weiterkämpfen. Was ich mit, ich weiß gar nicht ob

00:34:49: das mitgebe oder mitnehme, ist, dass wir einen Fokus haben müssen. Das nehme ich mit und möchte

00:34:56: es auch mitgeben auf die Gesetze, die wir schaffen oder die wir haben, die Menschen betreffen, die

00:35:03: zu der wir zu einer, deren Lobby wir sind. Wir sind eine sehr, sehr kleine Lobby. Auf all diesen

00:35:11: Menschen lastet mehr als auf uns, aber auf uns lastet tatsächlich doch irgendeine Verantwortung.

00:35:15: Und das merke ich, dass das auch manchmal groß ist. Was nehme ich mit, dass wir einfach wirklich

00:35:25: diesen Gedanken von mehr Kooperation und auch wirklich von allen Beteiligten, die heute hier ihre

00:35:30: Vorträge gehalten haben. Dass das so was von Erweiterung in der Kapazität auch unseres Netzwerkens

00:35:36: ist durch die Ideen, die wir mitnehmen. Weil so können wir nur gemeinsam Räume schaffen und

00:35:41: wir können Wahlräume schaffen für Menschen mit Binderung. Und das schaffen wir aber nicht

00:35:45: alleine. Das schaffen wir nur mit den Mitplayern, wie sie heute auch hier zur Vorstellung waren

00:35:49: oder wie sie auch vielleicht noch gar nicht bekannt sind, weil wir vielleicht einfach noch nicht

00:35:53: genau hingeguckt haben. Und ich gebe glaube ich einfach auch mit, dass wir diesen Kampf beziehungsweise

00:35:57: auch dieses Spiel mehr Urbanität, mehr die Nachbarschaft und auch mehr das Quartier in der

00:36:03: Stadtentwicklung mit einzubeziehen und auch gerade auch zu der Barken haben als Beispiel für weitere

00:36:09: Quartiere zu sein. Was ist wirklich heißt Nachbarschaft zu leben? Weil ohne diese Nachbarschaft können

00:36:14: einfach gewisse Menschen nicht in dem Wohnsetting wohnen und somit fehlt ihnen dann auch wieder

00:36:19: das Wahlrecht. Vielen Dank Ihnen allen für Ihre Diskussionsbereitschaft und ja für den Beitrag,

00:36:25: den Sie leisten für unseren Personenkreis. Und damit ändert unsere heutige Folge zum Thema

00:36:31: Wohn- und Lebensräume von Menschen mit komplexer Behinderung neu denken. Wir haben gehört,

00:36:38: wie vielschichtig und zugleich zentral, die Frage nach der Wohnwahl, nach der Selbstbestimmung und

00:36:44: tragfähigen Strukturen ist. Zum einen natürlich für Menschen mit komplexer Behinderung, aber auch

00:36:49: für ihre Angehörigen und alle, die sie begleiten. Die Diskussion hat deutlich gemacht. Es braucht

00:36:56: mehr als gute Absichten. Es braucht politische Veränderungen, kreative Konzepte und echte

00:37:01: Wahlmöglichkeiten. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle nochmal an unsere lieben Podiumsgäste.

00:37:07: Wenn Ihnen diese Folge gefallen hat, teilen Sie sie gerne, hinterlassen Sie eine Bewertung und hören

00:37:13: Sie gerne auch in unseren weiteren Podcast-Folgen. Noch ein Tipp für Sie an dieser Stelle. Auf

00:37:18: unserer Website finden Sie alle weiteren Veranstaltungen, unsere Fachtagungen und unsere

00:37:24: Workshops rund um das Thema Menschen mit komplexer Behinderung. Besuchen Sie uns auf www.stiftung-leben-pur.de.

00:37:34: Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

Über diesen Podcast

Im Podcast Leben pur lassen wir Angehörige, Fachkräfte aus der Praxis sowie Wissenschaftler zu Wort kommen. Entlang eines Hauptthemas, das die Lebenswelt von Menschen mit Komplexer Behinderung betrifft, sprechen wir über aktuelle Praktiken, innovative Ideen, wichtige Studienergebnisse und über Werte und Normen in der Zusammenarbeit und im Zusammenleben mit Menschen mit Komplexer Behinderung.

von und mit Stiftung Leben pur

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